Organisationsentwicklung

Prozessleitbilder bei der Organisationsentwicklung

2. Prozessleitbilder

Prozessleitbilder sind Modellvorstellungen über Ziele und Prozesse bei einem betrieblichen Innovationsvorhaben. Sie beziehen sich auf den Verlauf der Veränderungen, die Teilziele, den Stellenwert der unterschiedlichen Phasen der Veränderungen, die Beteiligung bzw. Art der Steuerung der Prozesse und letztendlich auf ein zufrieden stellendes Projektergebnis.
Sie sind ausschlaggebend für die Planung, Verwirklichung und Vorbereitung eines Veränderungsvorhabens und umfassen unterschiedliche Modelle der Beratung und Vorstellungen über individuelle, betriebliche und professionelle Standards (Bamberg & Mohr, 2003).
Abhängend vom jeweiligen Veränderungsvorhaben können Prozessleitbilder den erfolgreichen Verlauf des Projektes behindern oder förderlich als Orientierungsmodell dienen. Im Idealfall wirkt das Prozessleitbild motivierend als Vorbild. Behindernde Auswirkungen sind darauf zurückzuführen, dass die Leitbilder, die in der Vergangenheit bzw. zu Beginn des Projektes gemacht wurden, alt sind und immer wieder neu an die derzeitige Situation angepasst werden müssen, weil sich durch bereits gemachte Schritte im Veränderungsprozess auch die Ausgangslage für die Prozessleitbilder ändert und diese modifiziert werden müssen. Beispielsweise muss die Entscheidung zu einer Umstrukturierung, im Hinblick auf eine Dezentralisierung mit mehr Verantwortung und Selbststeuerung, in der alten hierarchischen Struktur beschlossen werden. (Kötter, W. 1999).
Im Rahmen des Förderungsprogramms “Produktion 2000“, fand man in dem Projekt zu Rahmenbedingungen und Modellierung neuer Arbeitstrukturen (RAMONA), welches vom 01.11.1995 bis zum 31.03.1999 andauerte, heraus, dass alte Prozessleitbilder, aus arbeitsteilig-hierarchischen Organisationsstrukturen stammend, während des Projektgeschehens dysfunktionalen Einfluss auf Weichenstellungen hatte, wenn es um prozessorientierte, dezentralisierte Strukturen und Vorgehensweisen ging.
Ein weiterer Faktor der den Erfolg eines Innovationsvorhabens gefährdet, stellte sich im Laufe des RAMONA-Projektes als weitaus problematischer heraus: es gibt nicht ein bestimmtes Prozessleitbild, das alle Beteiligten eines Unternehmens zu Beginn des Projektes teilen. Zu nennen sind theoretische Prozessleitbilder, wie die des Personal- bzw. Organisationsentwicklers, des Arbeitsgestalters oder Planers, und alltagstheoretische Konzepte, wie die des Produktingenieurs, des Entwicklers oder des Politikers. (Kötter, 1999, Latniak, 1999).

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