Organisationsentwicklung

Prozessleitbilder bei der Organisationsentwicklung

4.4 Das Politiker-Modell

Auch dieses Prozessleitbild ist durch seine Vertreter ein Berufspraktisches Modell. Es bezieht sich beim Angehen einer betrieblichen Veränderung hauptsächlich auf den Aufbau der Organisation. Es geht also um Weisungsbefugnisse und Zuständigkeit im Personal und damit um Macht. Als Gesamtziel steht weniger die Effizienz im Vordergrund, sondern persönlicher Status und maximaler materieller Gewinn. Ähnlich wie beim Prozessleitbild des Produktioners, wird die Analyse des Ist-Zustandes als unbedeutsam gesehen und der Prozess als nicht planbar. Eine Analyse wird nur durchgeführt, um derzeitige Macht- und Kraftverhältnisse und Koalitionen zu identifizieren, denn diese spielen bei der Prozesssteuerung, die hierarchisch-generalstabsmäßig in Form von Kampagnen abläuft, eine große Rolle. Bei Verhandlungen, Spitzengesprächen und Lagebesprechungen zur Korrektur der Vorgehensweise fällen die Hauptvertreter dieses Modells, stammend aus den Chefetagen und Interessenvertretungen der Belegschaft und Anteilseignern, die Entscheidungen. Sie bilden die obere Ebene der Vertreter dieses Modell, auf zweiter Ebene bestimmt das Prozessleitbild jedoch das Verhalten vieler Beteiligter in Unternehmen, da jeder Mitarbeiter teil des Beziehungsgeflechtes mit seinen Koalitionen, Seilschaften und zwischenmenschlichen Machtspielen, ist. Die bestimmenden Ressourcen für den Erfolg, der ja auf Macht und materiellen Gewinn ausgerichtet ist, sind Geld, Beziehungen, Bezahlung und Status. Die ganze Einstellung zur Organisation stellt sich wie ein Strategiespiel zwischen Seilschaften, Koalitionen, Mitstreitern und Gegnern dar, die die Akteure der Veränderung sind. Daraus ergibt sich als größte Erfolgsverhindernde Variable die Gefahr des „Verrats“, unbekannte Koalitionen und das Mitwirken von Gegnern und Mitstreitern.

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