Organisationsentwicklung

Prozessleitbilder bei der Organisationsentwicklung

4.3 Das Produktioner-Modell

Dieses Modell trifft man dort an, von wo aus die Produktion geleitet wird oder wo die Endmontage stattfindet. Es ist kein Expertenprozessleitbild, sondern das eines Betriebspraktikers, der die verschiedenen Ansprüche einer optimalen technischen Problemlösung, der marktwirtschaftlichen und personalwirtschaftlichen Komponenten und einer bestmöglichen Organisation der Produktion zu vereinbaren versucht. Durch viele bereits gemachte Erfahrungen und dem darauf bauenden Wissen, werden Technik, Organisation und Personal als eng verbundene, nicht von einander trennbare Faktoren im Veränderungs- und Produktionsprozess gesehen. Sie bilden alle gleichwertig den Gegenstand des Projektes.
Das Ziel der Veränderung ist die optimale Anpassung an die Situation, eine größt mögliche Effizienz oder mindestens die Sicherung des Überlebens des Betriebes. Dadurch ist die Prozessnähe natürlich groß. Doch grade durch diese Prozessnähe steht der Druck zur Veränderung in kürzester Zeit besonders stark im Vordergrund, weswegen der Analyse überhaupt keine Bedeutung beigemessen wird, sie wird, wie der Planungsvorlauf und Prozessvorbereitung übergangen. Planung würde nach diesem Prozessleitbild auch keinen Sinn machen, da Innovationsvorhaben und Projekte durch die Komplexität der Zusammenhänge der Veränderungsgegenstände (s.o.) als nicht planbar gelten. Vielmehr wird auf sofortiges Handeln und Umsetzen als flexible Reaktion durch Entscheidungen, die der akuten Situation entsprechen, gesetzt. Deswegen werden auch Flexibilität, Intuition durch langjährige Erfahrungen und Information als wichtigste Ressourcen gesehen. Ständige Aufmerksamkeit und Korrekturen sind Normalität. Zwar ist das übergeordnete Ziel die Gesamteffizienz, da aber je nach Situation, im Hinblick auf das Überleben der Organisation und pragmatische Lösungen, entschieden wird, bleibt eine Orientierung für den Prozess, die längerfristige Erfolge einbringen würde, vernachlässigt.
Die Kurzfristigkeit und Schnelllebigkeit lässt das Arbeiten an ständig wechselnden Projekten sinnvoll erscheinen, es werden „task forces“ statt Projektteams eingesetzt. Der Erfolg wird nach diesem Modell besonders durch Zeitverlust und unflexible, starre Bürokratie und festhalten an einer Theorie statt praxisorientiertem Handeln gefährdet.

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