Organisationsentwicklung

Prozessleitbilder bei der Organisationsentwicklung

Exkurs: Das RAMONA-Projekt

An dieser Stelle möchte ich dem Leser weitere Angaben zu dem mehrfach angeführten Projekt zu Rahmenbedingungen und Modellierung neuer Arbeitsstrukturen geben.
Dieses vom BMBF geförderte Verbundsprojekt (01.11.1995 bis 31.03.1999) war Teil des Förderungsprogramms „Produktion 2000“.
Ziel war die Untersuchung von Bedingungen und Hindernissen organisationaler Veränderungsprozesse, sowie die Entwicklung geeigneter Forschungsverfahren, die zu einem Projekterfolg beitragen.
Die drei Faktoren, von denen angenommen wurde, dass sie den Verlauf und das Ergebnis eines Veränderungsvorhabens beeinflussen, sollten analysiert werden, ihre Rolle und Bedeutung für die Projektentwicklung identifiziert und eine Möglichkeit entwickelt werden, mit den damit zusammenhängenden Schwierigkeiten, Prozessstockungen und Enttäuschungen angemessen umzugehen bzw. zu sie zu beheben.
Diese Faktoren waren:
I. Harte Faktoren: Regelungen zu Lohn-, Zeit-, und Schichtsystem, zur betriebswissenschaftlichen Kostenrechnung, dem Controlling und der Aufbau der Organisation (arbeitsteilig-hierarchisch, dezentralisiert-prozessorientiert)
II. Weiche Faktoren: alltägliche Gepflogenheiten, unausgesprochene Regeln und grundlegende Annahmen, Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die nicht mit den Veränderungszielen konform gehen.
III. Prozessleitbilder: unterschiedliche Vorstellungen von den Umgestaltungsmaßnahmen, verschiedene Prozess- und Zielmodelle.

Die ersten beiden Faktoren betreffen die Unternehmenskultur, (Schein, 2003). Der dritte Faktor ist der in dieser Seminararbeit relevante Untersuchungsgegenstand.
An dem RAMONA-Projekt nahmen vier produzierende Unternehmen, zwei Beratungsfirmen und zwei Forschungs- bzw. Beratungsinstitutionen teil.
Als Kompromiss um allen Anforderungen (u. a. ökonomische, schnelle und systematische Erhebung relevanter Informationen und Fokussierung betriebspezifischer Probleme) gerecht zu werden, wurde als Forschungsverfahren das MTO-Analyseinstrument gewählt. (MTO: Mensch- Technik-Organisation)(Latniak, 1999)[1]
Bezüglich des Faktors Prozessleitbilder wurde ein negativer Einfluss alter Prozessleitbilder auf den Veränderungsprozess vermutet. Besonders alte Modellvorstellungen aus arbeitsteilig-hierarisch orientierten Organisationen gefährden demnach ein Umstrukturierungsvorhaben hin zu Dezentralisierung, Selbststeuerung und Verantwortungsübernahme.
Die gewonnen Erkenntnisse zeigen, dass Prozessleitbilder, wie bereits angenommen, Erfolg und Misserfolg eines Innovationsvorhabens erheblich beeinflussen, was aber stärker auf einen unproduktiven und unangemessenen Umgang mit den verschiedenen individuellen Prozessleitbildern zurückzuführen ist, als auf veraltete Prozessleitbilder, die nicht adäquat dem Prozess angepasst wurden.
Mit Hilfe der Ergebnisse aus Datenauswertung, Projektsitzungen, Literaturrecherchen, Auskünften und Feedback der Beteiligten (Führungskräfte, Akteure, Aktionsforscher, Beratungsteams) konnte eine vorläufige Typologie der verschiedenen Prozessleitbilder erstellt und wichtige Unterscheidungsmerkmale identifiziert werden (Brödner & Kötter, 1999), die ich im folgenden Absatz schildern möchte. [2]

[1] Anmerkung: Erich Latniak übernahm unter anderem die Bearbeitung im RAMONA Projekt.

[2] Anmerkung: Peter Brödner, Autor des Buches „Frischer Wind in der Fabrik. Spielregeln und Leitbilder von Veränderungsprozessen“ war Projektleiter von RAMONA.
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